Das tschechische Städtchen Slavonice (dt. Zlabings) liegt im Südwesten Mährens nahe der österreichischen Grenze. Knapp 2.000 Menschen bewohnen die Stadt am Rande herrlicher Naturkulissen des Böhmischen Kanadas. Als Kulturstadt ist Slavonice für ihre gut erhaltene Renaissance Architektur berühmt.
Geschichte
Die erste schriftliche Erwähnung von Slavonice datiert sich auf 1260. Damals gehörte es als Marktdorf dem Adelsgeschlecht der Herren von Neuhaus. Die ursprüngliche Marktansiedlung entwickelte sich mit der Zeit zu einer befestigten Stadt. Seine Blütezeit erlebte Slavonice im 14. Jahrhundert nachdem der Ort das Stadtrecht erhielt. Genau zu dieser Zeit wurden die für die Stadt typischen Bauten um den Marktplatz erbaut. An länglichen Grundstücken erstellt, verfügten die Häuser über einen engen Hof. Im hinteren Teil des Hofes befanden sich meistens Wirtschaftsgebäude. Mehrere Häuser wurden von Leopold Esterreicher dazu noch mit kunstvollen Kreuzrippengewölben (Diamantgewölben) ausgestattet. Solche Bürgerhäuser sind in ganz Europa heute eine Rarität.

Nach wie vor ist eine von Leopold Esterreicher signierte Ausführung im Haus Nr. 25 zu finden. Das Haus selbst wurde im Jahr 1550 gebaut. Am Erblühen der Stadt hatte vor allem Zacharias von Neuhaus einen großen Anteil. Die Renaissance-Bauten in Teltsch und Zablings sind ihm zu verdanken. Die besten italienischen und flämischen Baumeister beteiligten sich an den Umbauten in beiden Städten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Zlabings von Schweden erobert und nahezu vollständig zerstört.
Sehenswertes in Slavonice
Der attraktive Marktplatz mit den bunt verzierten Bürgerhäusern ist der erste Anlaufpunkt in Slavonice. Bis heute hat sich die Stadt ihr historisches Antlitz mit altertümlichen Gebäuden erhalten können. An den Fassaden zahlreicher Bauten sind Fresken und Sgraffiti mit mythologischen Gestalten, Regenten und Gelehrten zu bestaunen. Seit 1961 ist der historische Stadtkern von Zlabings auf der Liste der städtischen Denkmalreservate in Tschechien.
Abenteuer im unterirdischen Labyrinth
Ein echtes Abenteuer in Slavonice verspricht die Besichtigung des unterirdischen Kellersystems. Dieses befindet sich fast unter allen Gebäuden der Innenstadt. Im Mittelalter wurden die Keller der meisten Häuser von Slavonice wiederholt überflutet. Um das Wasser abfließen zu lassen, baute man unterirdische Gänge. Vermutlich hat man das System auch als Trinkwasserreservoir genutzt. Gleichzeitig konnte der Komplex als Zufluchtsort für Schutzsuchende dienen. Bis heute sind die Gänge immer noch nicht vollständig erforscht. Ein Streifzug durch das abenteuerlich anmutende Labyrinth empfiehlt sich aber auf jeden Fall.

Keramik aus Maříž
Der Ortsteil Maříž (dt. Maires) ist berühmt für handgemachte Keramik. Seit den 1970er Jahren werden in Maires wunderbare Tassen, Teller, Krüger, Schüsseln, Vasen und Blumenübertöpfe gefertigt und im hauseigenen Laden verkauft. In einer Werkstatt kann man außerdem selbst eigene Kaffeetasse bemalen.
Wallfahrtskirche, Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria sowie denkmalgeschützte ehemalige Synagoge besucht man ebenfalls gern in der Stadt.
Aktivitäten
Dank günstiger geographischer Lage wird Slavonice gerne von Aktivurlaubern besucht. Das naheliegende Tschechisch Kanada gilt seit langem als bedeutendes Freizeit- und Touristenziel. Die ganze Region ist ideal zum Wandern und Radfahren. Mehrere markierte Wege verschiedener Schwierigkeitsgrade stehen dem Urlauber zu Verfügung. Zahlreiche Seen und Wälder laden zum Entspannen inmitten faszinierender Natur ein.
Ausflugsziele
Zwei Kilometer westlich der Stadt gibt es ein militärtechnisches Denkmal, die Bunker Befestigung von Slavonice. Der Slavonice-Komplex ist ein Beispiel für die befestigten Verteidigungslinien, die von der Tschechoslowakischen Republik in den Jahren 1935-1938 gebaut wurden. Etwa zwölf Festungen sollten damals dem Schutz der Staatsgrenze dienen. Voll ausgestattet sind fünf Bunker der Öffentlichkeit zugänglich. Jede Festung präsentiert dabei verschiedene thematisierte Expositionen und Ausstellungen.

Die Hůrka Festung ist bekannt als am besten zugängliche große moderne Festung in der Tschechischen Republik. Das ursprüngliche Schiebepanzertor am Eingang, ein funktionsfähiger Schrägaufzug und eine Lokomotive mit Schmalspurwagen sind einige der beliebtesten Exponate in der Hůrka Festung. Die neue Exposition der Festung widmet sich den tschechoslowakischen Fallschirmspringern, die im Zweiten Weltkrieg kämpften, und gilt als einzige ihrer Art im Land.
Ungefähr 9 Kilometer von Slavonice entfernt liegt die Gemeinde Stare Mesto pod Landstejnem mit der sehenswerten Burg. Dazu besteht eine Straßenverbindung mit der niederösterreichischen Gemeinde Waldkirchen an der Thaya.
Fotos:
Renaissancefassade von Häusern in Slavonice © Adam Fleks | Dreamstime.com
Blick über Slavonice von
Historischer Bunker bei Slavonice © Mirvav | Dreamstime.com